Buch des Monats – Archiv

Buch des Monats Juni 2016

Ayana Mathis: Zwölf Leben

Zwölf Leben 5.16Die Autorin erzählt in ihrem Roman „Zwölf Leben“ über eine afroamerikanischen Großfamilie im 20. Jahrhundert während der „Great Migrations“.

Die  junge Afroamerikanerin Hattie Shepard, die aus dem Süden der USA stammt, zieht mit ihrem Ehemann August in den Norden, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Sie wird Mutter von elf Kindern. Trotz vieler finanzieller und sozialer Probleme versucht sie, ihre Kinder gut zu erziehen und muss dafür viele eigene Wünsche und Träume aufgeben.

Es ist die Geschichte von Hattis Kindern. Sie vertreten viele spezielle Schicksale. Ihre Kindheit war von Mangel geprägt, materiell wie auch seelisch, denn der Vater gibt das Geld oft für andere Dinge aus und Hattie, die nach einem furchtbaren Schicksalsschlag gebrochen und auch überfordert ist, kann  ihre Liebe nicht zeigen. Trotzdem ist sie die wichtigste Person der Familie und am Ende immer für ihre Kinder da.

Anhand der zwölf Geschichten von Hatties Kindern wird eigentlich auch Hatties Geschichte erzählt, eine vom harten Leben und dem Überlebenswillen.

Die Autorin hat jedem der Kinder ein Kapitel gewidmet, die in einem Zeitrahmen zwischen 1925 und 1980 angesiedelt sind. Immer mehr, je weiter die Erzählungen fortschreiten, ergibt sich ein Bild einer Familie mit ihren verschiedenen Charakteren und der Entwicklung der einzelnen Personen in einer Gesellschaft, die den Afroamerikanern ihre Rechte verweigert und durchsetzt ist von verdecktem und offenem Rassismus.

Durch den flüssigen Schreibstil und die lebendige Sprache kann man sich gut in das Schicksal der einzelnen Familienmitglieder hinein versetzen, obwohl einige Lebenswelten uns fremd erscheinen; dieses hat auch seinen Reiz.

Münster, im Juni 2016                                                                                 Angela Tieben

AYANA MATHIS,IST AUFGEWACHSEN IN GERMANTOWN, EINEM ARBEITERVIERTEL IN PHILADELPHIA.  SIE IST ABSOLVENTIN DES BERÜHMTEN IOWA WRITERS‘ WORKSHOP UND HAT EINIGE AUSZEICHNUNGEN ERHALTEN. MIT IHREM ERSTEN ROMAN GELANG IHR SOFORT EIN ÜBERRAGENDER ERFOLG.


Buch des Monats April 2016

Schünemann & Volic : Kornblumenblau

Kornblumenblau 4.16Kornblumenblau ist die Farbe der Uniformen der serbischen Eliteeinheit, in der zu dienen Ehre und Verpflichtung für junge Männer der Balkannation ist. Die Öffentlichkeit ist aufgeschreckt, als zwei Soldaten im Wachdienst zu Tode kommen. Die Erklärung des Militärs, dass es sich um Selbstmord handelt, beendet alle weiteren offiziellen Nachforschungen.

Milena Lukin, eine Serbin mit deutscher Staatsbürgerschaft, die an einem Institut zur Aufklärung von Kriegsverbrechen im Balkan arbeitet, stößt bei ihren Recherchen auf diesen seltsamen Doppelmord. Eigenmächtig beginnt sie zu ermitteln. Dann geschieht ein Mord. Milena bringt nicht nur sich, sondern auch ihre Familie in Gefahr.

Dieser Kriminalroman basiert auf einem echten – bis heute ungeklärten – Mordfall.

Er hebt sich von herkömmlichen Krimis ab.

Hier geht es um die serbischen Verhältnisse der Gegenwart: die Allmacht der Militärs, der latente Nationalismus, die nicht aufgearbeitete  jüngste Vergangenheit seit dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens. Und es geht um den Ort des Geschehens: Belgrad  – eine europäische Metropole, so nah und doch so fern. Man lernt nicht nur die Sehenswürdigkeiten und Bausünden dieser Stadt kennen, sondern auch die serbische Kultur und Bräuche. Diese Einblicke in das Land sind gut geschildert.

Die Ermittlerin ist sympathisch. Sie hat Gerechtigkeitssinn und liebt ihre kleine Familie über alles.

Das Buch ist stilistisch sehr gut geschrieben und leicht zu lesen.

Münster, im April 2016                                                                                 Beate Frankrone

JELENA VOLIC, GEBOREN IN BELGRAD, STUDIERTE ALLGEMEINE LITERATURWISSENSCHAFT UND GERMANISTIK IN BELGRAD, MÜNSTER UND BERLIN. MITARBEITERIN IN DIVERSEN FOREN, DIE SICH MIT SERBIEN IM EUROPÄISCHEN EINIGUNGSPROZESS BEFASSEN. JELENA VOLIC LEHRT IN BELGRAD NEUERE DEUTSCHE LITERATUR UND KULTURGESCHICHTE UND IST EXPERTIN FÜR DEUTSCH-SERBISCHE BEZIEHUNGEN. SIE LEBT IN BELGRAD UND BERLIN.

CHRISTIAN SCHÜNEMANN, GEBOREN 1968 IN BREMEN, STUDIERTE SLAWISTIK IN BERLIN UND SANKT PETERSBURG, ARBEITETE IN MOSKAU UND BOSNIEN-HERZEGOWINA UND ABSOLVIERTE DIE EVANGELISCHE JOURNALISTENSCHULE IN BERLIN, WO ER AUCH LEBT.