Buch des Monats Juli 2013
Castillo, Linda: Blutige Stille – Band 2
Mitten in der Nacht wird die Polizeichefin Kate Burkholder von Painters Mill zur Farm der Familie Plank gerufen wo es ein Blutbad gab: Der Vater und die beiden Söhne liegen erschossen im Schlafzimmer; die Leichen der Mutter und eines Säuglings liegen mit Schusswunden tot auf dem Weg zur Scheune und in der Scheune finden sie die beiden Töchter im Teenageralter – geschändet, gefoltert und ebenfalls erschossen. Geschockt fängt Kate an zu ermitteln.
Die Familie gehörte zur amischen Gemeinde in Painters Mill, Ohio, sie lebten getreu ihren Glaubensgrundsätzen von Schlichtheit und Bescheidenheit, waren gottesfürchtige Leute. Fernab von den Verführungen der Zivilisation.
Anfangs sehen die Indizien so aus als hätte der Vater dies alles getan. Doch während der Ermittlungen finden Kate und ihr Team immer mehr Hinweise, dass der Schlüssel bei der 15jährigen Mary, der ältesten Tochter liegt, deren Tagebuch Kate in die Hände fällt.
Durch die persönliche Vorgeschichte von Kate Burkholder berührt dieser Fall zusätzlich sehr stark. Kate, die in einer Amish-Gemeinde aufwuchs, sich aber bei ihrem „Rumspringa“ (der Orientierungsphase für junge Amishe im Alter von 16 Jahren) dafür entschied, sich nicht taufen zu lassen und aus der Gemeinschaft auszusteigen.
Die drei Bücher kann man unabhängig voneinander lesen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Besser ist es, die Reihenfolge einzuhalten, da das private Leben von Kate weitergeht und die Zusammenhänge mit einigen Personen eher nachzuvollziehen sind.
Das Cover: eine einsamen Straße mit einem amischen Buggy. Linda Castillo lässt ihre Protagonistin selbst den Thriller erzählen. Dadurch hat man die ganze Zeit das Gefühl hautnah dabei zu sein. Durch das Eintauchen in die Gefühlswelt Kates, kann man die Handlungen gut und ihre Besessenheit verstehen, was die Aufklärung des Falls angeht. Die Autorin hält die Spannung im gesamten Buch aufrecht und gibt Einblicke in die amische Lebensweise. Lesenswerter Thriller – ideal für den Urlaub und als Strandlektüre.
Münster , im Juli 2013 Beate Frankrone
Die Autorin Linda Castillo wurde in Dayton/Ohio geboren. Sie lebt mit ihrem Mann in Texas. Ihre Bücher „Die Zahl der Toten“, „Blutige Stille“ und „Wenn die Nacht verstummt“ sind international ein Erfolg. Sie standen wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Tödliche Wut – Band 4 erscheint in diesem Monat.
Buch des Monats Juni 2013
Baronsky, Eva: Magnolienschlaf
Ein altes Haus am Rande der Frankfurter Großstadt und zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Wilhelmine, 91 Jahre alt, hat bis vor kurzem Haushalt und Garten alleine versorgt. Nach einem Sturz von der Leiter ist sie ans Bett gefesselt. Ihr Neffe Dieter und seine Frau Karin möchten sie nicht versorgen, aber viel Geld für Pflege wollen sie auch nicht auch nicht ausgeben. Deshalb holen sie eine billige Pflegekraft aus Russland. Jelisaweta, 23 Jahre, kommt aus Smolensk. Sie verdient in Deutschland mehr als zu Hause.
Zuerst ist Wilhelmine begeistert von der fleißigen und freundlichen jungen Frau bis zu jenem Tag an dem ihr klar wird, dass Jelisaweta Russin ist.
Es spielen sich darauf dramatische Szenen im Haus ab: Wilhelmine, die keine Russin in ihrem Haus haben möchte – und Jelisaweta, die mit der Zeit das Verständnis für die Kranke verliert und sie unter Druck setzt. Der Kleinkrieg hat begonnen. Warum? Das sollten Sie selbst herausfinden. Es macht die Geschichte aus.
Die Autorin stellt die Probleme der Protogonistinnen gut dar. Sie beleuchtet die Gedankengänge von Wilhelmine so, dass man viel Verständnis für sie aufbringt.
Sie hat ein dunkles Geheimnis nicht verarbeitet. Jelisaweta beschäftigt sich mit ihrer eigenen Identität. In einfühlsamer Sprache wird in Rückblenden die Geschichte der beiden erzählt. Es wird deutlich, dass längst geglaubtes Überwundenes längst nicht überwunden ist. Der 2. Weltkrieg beeinflusst Menschen über Generationen.
Die Figuren werden detailliert beschrieben und man glaubt, die Emotionen der Figuren spüren zu können: Egoismus, Hass, Wut, Zorn, Ärger und Verzweiflung.
Die Spannung hält an bis zum Schluss. Das hat mich dazu gebracht, das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen, um hinter die Geheimnisse der beiden Frauen zu kommen.
Die Bedeutung des Buchtitels klärt sich am Ende des Buches.
Das Buch stimmt auch nachdenklich, denn der Krieg, der so lange vorbei ist, wird in diesen beiden Frauen aktuell. Die eine, die ihn erlebt hat und die andere, die lange nach dem Krieg geboren ist.
Münster , im Juni 2013 Beate Frankrone
Die Autorin Eva Baronsky , geb. 1968, lebt im Taunus. Für ihren ersten Roman „Herr Mozart wacht auf“ (2010) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe.