Buch des Monats März 2018
Carmen Korn: Töchter einer neuen Zeit
„Töchter einer neuen Zeit“ ist der erste Band einer Trilogie, 1919 in Hamburg beginnend. Vier unterschiedliche junge Frauen treffen aufeinander; Aufbruch und Lebenshunger liegen nach den schweren Jahren des Ersten Weltkriegs in der Luft. Alltag, Liebe, Familie und Beruf, alles teilt man mit Henny, Käthe, Ida und Lina.
Die Protagonistin Henny vertritt ein sehr emanzipiertes Frauenbild und fängt zu Beginn des Buches gemeinsam mit ihrer Freundin Käthe eine Ausbildung als Hebamme an. Auf einem Tanzabend lernt sie den jungen Lud kennen und heiratet ihn, als sie ein Kind von ihm erwartet. Über ihn lernt sie seine Schwester Lina kennen. Diese ist Lehrerin und vertritt die Ideen der Reformpädagogik. Später freundet sie sich noch mit Ida Bunge an, der Tochter eines ehemals reichen Geschäftsmannes, welche die Vorzüge des Geldes schätzt.
Gutbürgerlich die eine, revolutionär die andere. Eine intellektuell, eine kopflos. Verschiedener können die vier Frauen nicht sein, und doch werden sie Freundinnen und erleben erleben Höhen und Tiefen, sowie zwei Weltkriege. Ihre Herkunft und ihre Lebenswege sind total unterschiedlich und beinhalten alles was in dieser Zeit möglich war. Dazu gehört die Inflation, Hitlers Machtübernahme, die Judenverfolgung, Krieg und Bomben. Eine Zeit, die den Menschen alles abverlangt. Und trotzdem geht es um Liebe, um die Hochzeit, es kommen Kinder, sie leben Affären und in dieser Zeit auch verbotene Beziehungen.
Über die Goldenen Zwanziger bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs berichtet der erste Band und Bestseller „Töchter einer neuen Zeit“.
Meine Meinung
Ich habe diesen Roman gerne gelesen. Die Lebenswege von vier sehr unterschiedlichen Freundinnen werden über ein halbes Jahrhundert so anschaulich beschrieben, dass ihr Alltagsleben die Zeitgeschichte auf eine besondere Weise lebendig werden lässt. Alle Lebensthemen fließen wie selbstverständlich ein, große und kleine, jede der Figuren transportiert irgendwelche besonderen Eigenheiten oder Vorlieben.
Das Buch ist in flüssigem und verständlichem Schreibstil geschrieben. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Das gilt auch für die vielen Nebenfiguren. Die Schauplätze in Hamburg sind ausführlich und im Detail geschildert, so dass es Lust auf einen Hamburg-Besuch macht.
Die Geschichte selbst ist prima in den geschichtlichen Kontext eingebunden, was eine sehr gute Recherche der Autorin beinhaltet. Die häufigen Perspektivenwechsel lassen das Buch kurzweilig erscheinen und laden dazu ein neugierig zu bleiben und weiterlesen zu wollen.
Man darf auf den zweiten Teil gespannt sein!
Münster, im März 2018 Angela Tieben